Triggerpunkt Glutaeus minimus
Triggerpunkt Glutaeus minimus

Definitionen

• Die Neuraltherapie ist eine Therapieform, welche mit der Injektion von Lokalanästhetika (Reflextherapie mit 1% igen Lösungen) eine neurale Reizleitung reversibel unterbrechen kann. Sie kann als lokale Anwendung an spezifischen, schmerzhaften Köperpunkten, -Regionen und –Segmenten oder Störfeldern, einen therapeutischen Effekt erzielen, der über die übliche Wirkungsweise des Pharmakons hinausgeht.

• Die Neuraltherapie ist eine Form der Regulationstherapie. Sie will entgleiste Regelvorgänge auf verschiedenen physiologischen Ebenen normalisieren. Es sollen in erster Linie chronisch belastende, übergeordnete Faktoren ausgeschaltet werden. Dazu setzt sie in erster Linie Lokalanästhetika nach bestimmten Techniken ein. (Zoomann)

 

Kurzer geschichtlicher Überblick

1868 stellte der peruanische Militärarzt Moréno fest, dass die Hinterbeine von Ochsenfröschen nach Kokaininjektion gefühllos wurden. Koller berichtete 1884 über die Lokalanästhesie am Auge und der Chirurge Halsted entdeckte die Leitungsanästhesie. Laewen verwendete solche Substanzen zur Schmerzbekämpfung. Mackenzie (1921) und Sir Henry Head (1948) fanden heraus, dass innere Organe jeweils abgrenzbaren Hautsegmenten („Head’sche Zonen“, Dermatomen) zugeordnet werden können. 1940 entdeckten die Gebr. Huneke die Bedeutung des Störfeldes. Die lokale Behandlung einer Osteomyelitisnarbe am Unterschenkel eines Patienten heilte schlagartig seine chronischen Schulterschmerzen (Sekundenphänomen). Eine intravenöse Lidocain-Coffein-Mischung liess eine akute Migräne ihrer Schwester in Sekundenbruchteilen verschwinden. Alte, aber vergessene Hinweise, dass Lokalanästhetika neben ihrer anästhesierenden Wirkung einen positiven Einfluss auf die Wundheilung habe, wurden durch die Arbeiten von W. Huneke weiterentwickelt und auf breiter Basis eingesetzt. Ferdinand und Walter Huneke (1891–1966) beschrieben erstmals unter dem Begriff „Heilanästhesie“ (1952) zusätzliche Wirkungsweisen der Lokalanästhetika.

Peter Dosch (1956) wies in seinen Arbeiten auf die positive Wirkung von Selbstheilungsmechanismen über das neurovegetative System hin. Durch Stimulation und Setzten von Reizen unseres Nervensystems erzielte er eine Erhöhung der körpereigenen Abwehr und stellt bessere Heilungsmechanismen fest.

In der Veterinärmedizin war es erstmals Tagliavini, der 1934 über medikamentöse Sympathikusblockaden an den Extremitäten berichtete und 1955 veröffentlichte Westhues einen ausführlichen Artikel „Über die Heilanästhesie in der Tiermedizin“. Seither war es vor allem die Wienerklinik (Arbeiter, Bachmann, Bergsmann, Eisenmenger, Kasper, Frank, Zoomann), welche Behandlungsstrategien bei verschieden Tierarten entwickelten.

Neben neueren Begriffen, wie Segmenttherapie, topisch-analgetische Injektionen oder Pharma Akupunktur haben sich zwei weitere durchgesetzt, nämlich therapeutische Lokalanästhesie und Neuraltherapie, wobei man bei ersterer die Beschränkung auf die lokale und segmentale Technik versteht und der zweite Terminus beinhaltet Lokal-, Segmental- und Störfeldtherapie.

 

Theoretische Grundlagen

• Die Lebensfunktionen werden nicht nur vom vegetativen Nervensystem gesteuert. Das vegetative NS erhält seine Impulse auch vom zelleigenen Bindegewebe, das alle Körperspalten ausfüllt sowie von Nerven und Blutgefässen, die kybernetisch mit allen übrigen Körperzellen verbunden sind. Körperzellen und Organe eines Organismus stehen somit in gegenseitiger Verbindung und Abhängigkeit zueinander (= Kybernetik). Besteht irgendwo ein Reiz, ein Störfeld, eine chronische Entzündung wird der ganze Organismus auch bei unterschwelligen Reizen sensibilisiert. Eine Reaktion (Symptomatik) kann weitab vom Störfeld oder segmental entsprechend dem Versorgungsgebiet eines oder mehrerer Spinalnerven auftreten. Störfelder an inneren Organen vermögen sich an die Körperoberfläche zu projizieren (Head-Zonen).

• Die meisten Mechanismen laufen über den neuroreflektorischen Weg des Rückenmarks, aber auch humorale, hormonelle und andere Informationswege spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle.

• Lokal begrenzte Funktionsstörungen oder Noxen veranlassen den Organismus durch muskulären Zug und Gegenzug zu reagieren. Bei länger dauernden negativen Einflüssen reagiert der Muskel mit Dauerkontraktionen, diese führe durch die Dauerspannungen zu Malnutrition und in den Blutgefässen zu Kompressionen, dadurch können mehr oder wendiger starke Ischämien auftreten, welche ihrerseits wieder zu Oedematisierung bis Zellzerstörungen des betroffenen Gewebes führen unter Freisetzung schmerzerzeugender Stoffe (Prostaglandine). Dieser Schmerz veranlasst den Organismus zu unbewussten Tonuserhöhungen (Schonhaltungen, Muskelhartspan). Es können immer mehr Muskeln oder Muskelgruppen in diesen Prozess einbezogen werden. Schlussendlich kommt es durch den Druck der Muskulatur zu eigentlichen Nervenreizungen.

• Als Erfolgsorgan eines Reizes dient häufig die Muskulatur (Muskelspindeln, Vater-Paccini-Lamellenkörperchen, Sehnenspindeln, Gelenkskapseln) mit Verkrampfung, Mangeldurchblutung, Hypoxie, Kompression der Nerven, Austritt algogener Substanzen und damit zu einem reaktiven Schmerzempfinden.

• Die Anwendung der Neuraltherapie ist nur dann angezeigt und sollte nur dort angewendet werden, wo gestörte Funktionen (Störfelder), jedoch keine zerstörten Strukturen vorliegen (Indikationsbereich).

Aus diesem Grunde ergeben sich die Indikationen zur Neuraltherapie in der Veterinärmedizin bei Nozizeptorenschmerzen (Erregung dieser spezifischen Nervenendigungen durch Hitze, chemische und mechanische Noxen), bei neuropathischen Schmerzen, also Neuralgien (Erregung eines oder mehrerer schmerzleitenden Nervenfasern, bei chronischen Irritationen oder Schädigungen), oder bei reaktiven Schmerzen (Aufschaukelung und Selbstunterhalt der Nozizeptorenerregung durch gestörte motorische und/oder sensibel-sensorisch Reflexe). Diese sind häufig Ursache chronischer Schmerzen durch neurale Verschaltung im Rückenmark und Übertragung der Schmerzempfindung in andere Segmente.

Die Haupteinsatzgebiete sind derzeit in der Human- und Veterinärmedizin hauptsächlich auf dem Gebiete chronischer, therapieresistenter Schmerzbilder im Stütz- und Bewegungsapparat, sowie auf funktionelle Störungen des Urogenitaltraktes konzentriert, ferner wird diese Therapieform in der Humanmedizin im Sinne einer Unterstützung und Beschleunigung von Heilungsprozessen eingesetzt (Reduktionsfaktor).

Ein Störfeld ist eine Noxe, die als störender Reiz, den Körper in seiner kybernetischen Ausregulation der Ordnung hindert.

Wenn es irgendwo im Körper eine Störquelle gibt, wird der Heilungsprozess behindert oder in schweren Fällen sogar verhindert.

Ein Focus ist eine Störungsstelle an einem beliebigen Ort des Körpers, die über unphysiologische Gewebeveränderungen und Fehlreaktionen das komplexe Regelkreisgeschehen der Gesamtregulation durch Reizüberflutung überlastet und an vorbelasteten Strukturen Fernstörungen auslöst.

Diese Störfelder sind latent, ohne Symptomatik als „Erstschlag“ immer vorhanden. Ein unerwarteter „Zweitschlag“ (Unfall, Grippe, Todesfall, Stress, Impfung, etc.) vermag nun der Körper nicht mehr auszupuffern. Er wird krank und hat trotz aller Medikation keine Chance zu heilen.